Die Bezeichnung der Gegenwart als Anthropozän, einer Epoche also, in welcher der Mensch und sein Handeln als ein geologischer und ökologischer Faktor – wenn nicht sogar der entscheidende – betrachtet werden muss, ist längst nicht mehr alleiniger Gegenstand der Naturwissenschaften. Im öffentlichen Diskurs dagegen dominieren Perspektiven und Deutungen von Klimaforschenden und somit primär naturwissenschaftliche Blickrichtung einer „neuen Erzählung über die Menschen und ihre[r] Vergangenheit“. Im historischen Lernen und Denken verschränken sich Vergangenheit und Gegenwart zusammen mit der Zukunft als Zeitdimensionen in der Fähigkeit zur Orientierung des Individuums und zur Bewältigung von Kontingenz. Diese Verschränkung wiederum wird in Erzählungen ausgehandelt; Zeitlichkeit und Zeitbewusstsein äußern sich somit in narrativen Kompetenzen. Daher ist notwendig, den Zusammenhang zwischen narrativen Kompetenzen und historischem Denken zu erforschen, insofern das Verstehen des Anthropozäns sowohl das Verstehen langer Zeiträume voraussetzt als auch das Bewegen innerhalb verschiedener disziplinärer Wissensfelder, die diese Zeiträume definieren.
Konkret soll das Projekt Erzählungen zum und über das Anthropozän hinsichtlich der in ihnen enthaltenen Zeitbegriffe und Zeitargumentationen in interdisziplinärer Zusammenarbeit als Schnittstelle zwischen Sprach,- Literatur- und Geschichtsdidaktik untersuchen. Außerdem zielt das Forschungsvorhaben auf die Erprobung der fachdidaktischen Konzeptionen in der schulischen Praxis, zum Beispiel in Kooperation mit der Inklusiven Universitätsschule Köln und weiteren Schulen.
Projektgruppe:
Köln
Prof. Dr. Sebastian Barsch Prof. Dr. Roman Bartosch JProf. Dr. Wiebke Dannecker
Historisches Institut Englisches Seminar II Institut für Deutsche Sprache und Literatur II
s.barschuni-koeln.de roman.bartosch
uni-koeln.de w.dannecker
uni-koeln.de
Kiel
Dr. Andreas Hübner
Historisches Seminar
Aarau
Dr. Martin Nitsche
Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik